
Gebündelte Lebenskraft
Die Naturheilkunde beinhaltet die Aromatherapie als unverzichtbaren Bestandteil. Einem ganzheitlichen Ansatz folgend, betrachtet sie den Menschen als Einheit und folgt der Auffassung, dass Krankheit eine Konsequenz aus einem Ungleichgewichtszustand ist, der oft auch durch psychische Faktoren bedingt wird. Andere naturheilkundliche Methoden folgen denselben Prinzipien wie die Aromatherapie, bei der die Förderung und Aktivierung der körpereigenen Selbstheilungskräfte stets im Vordergrund steht. Bei der Aromatherapie wird nicht die ganze Pflanze verwendet, sondern Teile oder nur ein Teil der Pflanze, deren Essenz in den ätherischen Ölen in konzentrierter Form zur Wirkung kommt. Ätherische Öle sind zwar nur ein Auszug aus der Pflanze, enthalten aber die gleichen wichtigen Informationen und die gebündelte Lebenskraft der Pflanze. Die aromatischen Pflanzen, aus denen ätherische Öle gewonnen werden, sind zum größten Teil Heilpflanzen, die der Mensch aufgrund ihrer Heilkraft schon seit Jahrhunderten bei verschiedensten Krankheiten einsetzt.

Duft für die Sinne
Ätherische Öle wirken über ihren Duft unmittelbar auf das Gehirn und beeinflussen darüber eine Vielzahl von psychischen, emotionalen und physischen Steuerungsmechanismen, derer wir uns meist gar nicht bewusst sind. Sie sind äußerst vielseitig einsetzbar und eignen sich nicht nur für die Raumbeduftung, sondern auch hervorragend für duftende Kräuter- und Blütenbäder, für Inhalationen sowie zur Herstellung natürlicher Körper- und Massage-Öle.

Ätherische Öle werden aus den unterschiedlichsten Pflanzenteilen gewonnen:
- Blüten wie Rose, Jasmin etc. und dem blühenden Kraut wie Lavendel
- Blättern wie Eukalyptus bzw. dem ganzen Kraut wie Rosmarin etc.
- Wurzeln wie Narde und Vetiver
- Nadeln und Zweige wie Fichte, Kiefer oder Tanne
- Holz wie Rosenholz und Sandelholz
- Rinde wie Zimtrinde
- Harz aus Bäumen wie Weihrauch und Myrrhe
- Früchten wie Anis und Fenchel, Litsea Cubeba
- Beeren und beerenartigen Wacholderzapfen
- Vanilleschoten
- Samen wie Kakaobohnen und Muskatnuss
- Fruchtschalen wie Orange und Zitrone
Naturidentisch ist nicht natürlich
Hierbei soll das Wort „naturidentisch“ bei Verbraucher:innen den Eindruck erwecken, der entsprechende Duft sei genau wie die Natur – doch das stimmt ganz und gar nicht. Im Gegensatz zu ätherischen Ölen, die bekanntlich schon von unseren Vorfahren in allen erdenklichen Anwendungen verwendet wurden und sich bereits seit Jahrtausenden bewährt haben, gibt es für die synthetischen und naturidentischen Cocktails keinerlei empirischen Langzeitstudien. Duft ist also nicht gleich Duft: Nur bei dementsprechend ausgezeichneten, naturreinen ätherischen Ölen kann man sich sicher sein, dass man ein Naturprodukt in den Händen hält. Doch auch bei natürlichen ätherischen Ölen gibt es noch große Qualitätsunterschiede. Die Qualität eines ätherischen Öls wird von mehreren Faktoren beeinflusst, die für Verbraucher:innen beim Kauf nicht immer ersichtlich sind.

Die geprüfte Reinheit ist entscheidend
Obwohl der Ursprung der Pflanzen die Qualität der Essenzen entscheidend beeinflussen kann, so ist die Herkunft bzw. Anbauweise nur eins von sehr vielen Kriterien, das keine allgemein gültigen Aussagen zulässt. Wesentlich entscheidender für die Qualität eines ätherischen Öls ist die Reinheit. Da es sich um äußerst kostbare Öle handelt, ist es für viele Großhändler ein Kavaliersdelikt, die Essenzen zu verdünnen. Dies ist aufgrund mangelnder gesetzlicher Qualitätskriterien sogar noch legitim. Hat ein verdünntes Zitronen-Öl einen nach dem Europäischen Arzneibuch (EuAB) zu geringen Citralgehalt, kann dieser durch Zugabe von synthetischem Citral wieder aufgefrischt werden, ohne dass dies überhaupt bemerkt wird. Synthetische Öle, die für die Aromatherapie nicht in Frage kommen, sind um ein Vielfaches billiger als natürliche ätherische Öle.
Qualitätsfaktor Herkunft & Anbauweise
Ein Faktor für die Qualität ist die Herkunft und Anbauweise der aromatischen Pflanzen, aus denen die kostbaren Öle gewonnen werden. Herkunft und Anbauweise werden unterschieden in:
- Wildwuchs bzw. Wildsammlung
- biologisch-dynamischer Anbau (Demeter)
- kontrolliert biologischer Anbau (KbA)
- konventioneller Anbau
Reine ätherische Öle aus Wildsammlung haben meist eine sehr hochwertige Qualität, da die Pflanzen an ihrem natürlichen Standort gewachsen sind. Allerdings gibt es einige Unternehmen, die ätherische Öle aus wild gesammelten Pflanzen nur noch begrenzt im Sortiment haben, was am Beispiel des australischen Teebaums deutlich wird. Aufgrund der großen Nachfrage wurden zu starke Einschnitte an den wild wachsenden Bäumen vorgenommen, sodass der gesamte Bestand gefährdet wurde.
Die Lösung sind hier verträgliche Kulturen – am besten auf der Basis des kontrolliert biologischen Anbaus. Öle aus Demeter- und Bio-Anbau sind, aufgrund artgerechter und gift freier Kultur, in der Regel ebenfalls sehr gut, können aber immer noch keinen allgemein gültigen Qualitätsmaßstab setzen. Das liegt zum Teil daran, dass die Kultur, die Auswahl des richtigen Saatguts und insbesondere die Destillation eine wirkliche Kunst ist, die oft von Generation zu Generation übergeben wird. Dennoch ist der biologisch-dynamische Anbau ebenso wie der kontrolliert biologische Anbau ein aktiver Beitrag zum Umweltschutz und eine notwendige Investition in die Zukunft.
